Der lange Weg bis zum THW-Ortsverband Hürtgenwald
Die Geschichte des Ortsverbandes Hürtgenwald findet ihren Anfang, als Bernhard Heuser sich am 05.05.1962 beim LSHD (Luftschutz Hilfsdienst) für den Brandschutzdienst bei der 12. LS- (Luftschutz) Feuerwehrbereitschaft im Kreis Düren verpflichtete.
"Der zivile Luftschutz hat die Aufgabe, Leben und Gesundheit der Bevölkerung, ihre Wohnungen, Arbeitsstätten und die für die Befriedigung ihrer Lebensbedürfnisse wichtigen Güter, insbesondere auch das Kulturgut, gegen die Gefahren von Luftangriffen zu schützen und die im Zusammenhang mit Luftangriffen auftretenden Notstände zu beseitigen oder zu mildern. Die Selbsthilfe der Bevölkerung wird durch behördliche Maßnahmen ergänzt."
Der ehemalige Feuerwehrmann wurde von [...] Herrn Hassler, dem damaligen zuständigen Dezernenten für Feuerwehr, Rotes Kreuz und den gesamten Katastrophenschutz des Regierungsbezirks Aachen, ermutigt, sich doch weiter ehrenamtlich im Katastrophenschutz (LSHD) zu engagieren. Am 5. Juni 1967 verpflichtete sich Herr Heuser bei der 12. LS- Bergungsbereitschaft (LS-BB), die aus 2 Bergungszügen mit je 38 Personen im Kreis Düren bestand, sodass seine Tätigkeit bei dem übergeordneten LSHD erhalten blieb.
Bernhard Heuser war es in kurzer Zeit möglich, weitere Interessierte [...] aus der Dorfbevölkerung [...] für die LS-BB zu gewinnen. Es formte sich eine kleine Gruppe von 12 Personen, die zur Gründung des 3. Bergungszugs der 12. LS-BB Düren führte.
Herr Heuser besuchte Fortbildungslehrgänge an der Landesschule des Katastrophenschutzes in Wesel (NRW), um notwendige Führungs- und Ausbildungsqualifikationen zu erlangen und um damit die Ausbildungsqualitäten für die anderen Helfer gewährleisten zu können.
Da der 3. neu aufgestellte Bergungszug (BZ) der 12. Bergungsbereitschaft zunächst über keine Räume für Besprechungen, Übungen oder Lagerung von Materialien verfügte, wurden am 25. Oktober 1967 Räumlichkeiten für den 3. BZ durch den LSHD bei dem in Bergstein wohnenden Herrn Pennezatto angemietet.
Am 21. November 1967 erhielt der in Bergstein stationierte 3. Bergungszug sein erstes Einsatzfahrzeug, einen MKW (Mannschaftskraftwagen). Zwei weitere Fahrzeuge folgten später. Weil dem neu gegründeten Bergungszug zunächst auch keine Unterstellmöglichkeiten für die Einsatzfahrzeuge zur Verfügung standen, mietete der LSHD am 20. Juni 1968 Unterstellplätze bei Frau Agnes Hutmacher sowie bei Herrn Josef Schweizer in Bergstein an.
Mit steigender Mitgliederzahl wuchs auch der Wunsch nach einer eigenen Unterkunft mit einem Unterrichtsraum, Bekleidungsraum, WC und Waschraum, sowie den dazugehörigen Unterstellmöglichkeiten für Fahrzeuge und Gerät.
Zunächst suchte man Unterstützung bei den in Bergstein lebenden Landwirten. Weil den Bauern das Bauprojekt von Unterstellplätzen für den LSHD finanziell nicht sicher erschien, erfuhr der damalige Zugführer B. Heuser weitestgehend Ablehnung für ein derartiges Bauprojekt. Nachdem das Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen die benötigten Haushaltsmittel für ein Darlehen zur Errichtung einer Unterkunft für den 3. BZ zugesichert hatte, erstellte Herr Heuser auf privatem Grund und Boden eine derartige Unterkunft als privater Bauherr und Vermieter an das Land NRW.
Anfang 1969 konnte die Unterkunft bezogen werden.
Die Mitgliederzahl von anfangs 12 Helfern im Jahr 1967 war bereits 1969 auf 32 Helfer angestiegen. "Als 1973 eine Umstrukturierung des Katastrophenschutzes und Zivilschutzes durchgeführt wurde und der LSHD auf Grund politischer Entscheidungen aufgelöst werden sollte, beabsichtigte man die bestehenden Bergungseinheiten in andere Organisationen, wie die Feuerwehr, das Deutsche Rote Kreuz oder das Technische Hilfswerk, einzugliedern."
Eine 1973 abgehaltene Abstimmung unter den in Hürtgenwald engagierten Helfern und Führungskräften ergab den einstimmigen Beschluss, sich als 3. BZ der 12. LS-BB in das THW einzugliedern. Die fachspezifischen Gemeinsamkeiten der LS-BB und die des THW haben zu diesem Entschluss entscheidend beigetragen. Der Bundesanstalt THW standen mittlerweile bessere Einsatzgeräte und Einsatzfahrzeuge als dem LSHD zur Verfügung. Auch die Einsatzbekleidung war wesentlich fortgeschrittener. Da das THW als Bundesanstalt auf Grund der Hilfeleistung sowohl im Falle eines Kriegseinsatzes, als aber auch für Hilfeleistungen bei zivilen Katastrophen, wie z.B. Erdbeben, Überschwemmungen, etc. gegründet worden war, flossen ihm wesentlich mehr finanzielle Mittel zu als dem nur für den Verteidigungsfall gegründeten LSHD.
Eintritt in das THW und Entwicklung vom THW Stützpunkt Bergstein zum OV- Hürtgenwald
Am 29. Mai 1974 wurde im Rahmen einer Feierstunde der 3. Zug der 12. Bergungsbereitschaft offiziell durch den Kreisbeauftragten des THW Düren, Herrn Kleene, in das THW aufgenommen und Bergstein zur THW-Stützpunktbasis des THW-Ortsverbandes Düren ernannt. Somit sahen sich die freiwilligen Helfer des THW Stützpunkts in Bergstein mit neuen Aufgabenbereichen konfrontiert:
- Leistung technischer Hilfe im Zivilschutz.
- Leistung technischer Hilfe im Auftrag der Bundesregierung außerhalb des Geltungsbereiches dieses Gesetzes (d.h. im Ausland [...])
- Leistung technischer Hilfe bei der Bekämpfung von Katastrophen, öffentlichen Notständen und Unglücksfällen größeren Ausmaßes auf Anforderung der für die Gefahrabwehr zuständigen Stellen, insbesondere im Bergungs- und Instandsetzungsdienst.
Der 3. BZ war zu diesem Zeitpunkt die zweite LSHD Einheit in NRW, die komplett in die Bundesanstalt THW eingetreten war.
Am 5.11.1975 wurde die THW-Stützpunktbasis Bergstein zu einem eigenständigen Ortsverband (OV), dem OV Hürtgenwald, und damit zum 135. OV in NRW ernannt. Der Einzugsbereich des neu gegründeten Ortsverbandes umfasste die Gemeindegebiete Hürtgenwald, Nideggen und Heimbach sowie die Stauseen der Eifel. Im gleichen Jahr wurde auch eine THW-Jugendgruppe in Bergstein aufgebaut, in die auch Mädchen aufgenommen wurden. Die Jugendgruppe des OV- Hürtgenwald war eine der ersten im Landesverband NRW und die Aufnahme von Mädchen war eine absolute Premiere. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Helferzahl des OV-Hürtgenwald ihren zwischenzeitlichen personellen Höhepunkt von 50 Helfern erreicht, was der Stärke eines erweiterten Bergungszugs entsprach. Die 1969 für einen Bergungszug der Stärke von 32 Helfern errichtete Unterkunft war der aktuellen OV-Größe nicht mehr angemessen. Aus diesem Grund bemüht sich Bernhard Heuser um einen Ausbau der vorhandenen Unterkunft und Fahrzeughallen. Obwohl es zunächst Schwierigkeiten bei der Zuständigkeit für die Erweiterung und Anmietung der Unterkunft in Bergstein zwischen dem Kreis Düren und dem THW- Landesverband gegeben hatte, gelang es Bernhard Heuser weitere Anbau- sowie Umbaumaßnahen bis zum 1. August 1977 zu verwirklichen. [...]
Strategie- und Strukturwandel des THW zwischen 1975 und 2005
Zwischen 1975 und 2005 ist eine stetige Weiterentwicklung der Einsatz- und Hilfsmöglichkeiten des THW festzustellen. Dazu zählen u.a. zeitgemäße Einsatzfahrzeuge mit modernsten Einsatzgeräten sowie den Witterungsverhältnissen angepasste Einsatzbekleidung.
So erhielt der OV- Hürtgenwald in diesem Zeitraum 8 neue Einsatzfahrzeuge, von denen 1983 zwei von Pater Laurentius eingesegnet wurden. Der Bau eines 10 m hohen Übungsturms im Jahre1988 ermöglichte den Helfern ab diesem Zeitpunkt realitätsnahe Übungsbedingungen für die Bergung von Verletzten aus großer Höhe. Außerdem wurde die Gemeinde Kreuzau als vierte Kommune dem OV Hürtgenwald als Zuständigkeit zugeteilt.
Weltpolitische Veränderungen, wie das verbesserte Klima zwischen Ost und West und Ende des so genannten Kalten Krieges, aber auch zunehmende Umweltkatastrophen, wie Erdbeben und Überschwemmungen, erforderte eine angemessene Umstrukturierung des Verteidigungs- und Katastrophenschutzes. So blieb es auch nicht aus, dass die Bundesanstalt THW durch eine interne Umstrukturierung diesen Veränderungen Rechnung tragen musste. Während 1975 noch zu einem THW-Bergungszug zwei identisch ausgestattete Bergungsgruppen und eine Gerätegruppe zählten, wurde ab dem 1. Januar 1995 ein neues Konzept für die Ortsverbände entwickelt.
Für die Bewältigung des veränderten Einsatzspektrums wurde ein Technischer Zug als Basiseinheit, der sich aus 2 Bergungsgruppen und einer Fachgruppe mit jeweils unterschiedlicher Ausstattung zusammensetzte, aufgestellt. Dadurch wurden aus den großen, starren Einheiten kleinere, fachspezifischere, flexiblere und bedarfsorientierte Einsatzgruppen.
Gleichzeitig fand mit der von der Bundesanstalt THW angestrebten Umstrukturierung auch ein Führungswechsel im OV- Hürtgenwald statt. 1995 trat Bernhard Heuser sein Amt als Ortsbeauftragter des OV-Hürtgenwald an seinen Sohn, Dr.-Ing. Helmut Heuser, ab. Unter seiner Leitung entstand im Rahmen des THW Neukonzepts aus dem ehemaligen Bergungszug ein Technischer Zug, der sich aus einem Zugtrupp, zwei Bergungsgruppen, der Fachgruppe Wassergefahren sowie der Sondergruppe Unwetter zusammensetzt.
THW Landes- und Bundeswettkampf 1980-1981
Bei einem Landes- bzw. Bundeswettkampf treten THW- Bergungsgruppen verschiedener Ortsverbände im Wettkampf gegeneinander an, um unter Einsatzbedingungen verletzte Personen aus simulierten Schadensstellen (z.B. zusammengestürzten Häusern nach einer Gasexplosion) mit ihren technischen Geräten zu bergen.
"Hürtgenwald stellte den besten Bergungsdienst", lautete die Überschrift der Ausgabe der Dürener Nachrichten vom 07.10.1980. Beim "Landeswettkampf des Technischen Hilfswerk" auf dem Truppenübungsplatz in Vogelsang (Nordeifel) mussten sich die Helfer des OV Hürtgenwald durch einen beschwerlichen Parcours hindurch kämpfen, um eine verletzte Person von einem höher gelegenen Gerüst bergen zu können. Die Wassergruppe musste sich mit einem Bojenparcours sowie mit dem Transport von schweren Lasten auf dem Wasser auseinandersetzen. Die Gruppe des THW OV-Hürtgenwald konnte im Wettstreit mit 32 Konkurrenten aus ganz NRW mit einem 1. Platz sowohl im Bereich der Bergung, als auch im Bereich des Wasserdienstes, auf ganzer Linie überzeugen, sodass sie als Vertreter des Landes Nordrhein-Westfalen am Bundeswettkampf im darauf folgenden Jahr in Hamburg teilnehmen durften.
Am Freitagmorgen, dem 15.5.1981, machte sich die Einsatzgruppe des OV Hürtgenwald gegen 4.30 Uhr auf den Weg zum Bundeswettkampf nach Hamburg. Nach Einweisung der Schiedsrichter und Leiter der jeweiligen Einsatzgruppen, begann der Wettkampf am Samstagmorgen um 8.40 Uhr mit einer Begrüßung durch die Senatoren Hamburgs, sowie den Direktor des THW, Herrn Ahrens. Anschließend begaben sich die Einsatzgruppen zu den vorher ausgelosten Einsatzgebieten. Die Einsatzstelle entsprach dem Zustand nach einer Gasexplosion in einem Wohnhaus. Ganz im Sinne der Erfüllung des Auftrags, die Verletzten schnellstmöglich unter der Beachtung der Unfallverhütungsvorschriften zu bergen, begaben sich die Helfer ans Werk. Auf einem Seitenarm der Elbe wurde der Wettkampf der Wassergefahrengruppen durchgeführt. Hier lagen die Schwerpunkte auf dem Transport verschiedener schwerer Werkzeuge auf einer von Hindernissen gespickten Strecke, sowie der Aufnahme geborgener Verletzten. Sieger des Wettkampfs sollte diejenige Einsatzgruppe sein, die die gestellten Aufgaben in der schnellsten Zeit unter Berücksichtigung der Unfallverhütungsvorschriften erledigt hatte. Bereits kurz nach dem Wettkampf stand sowohl für die Helfer des Ortverbandes Hürtgenwald, als auch für die zahlreichen Zuschauer fest, dass die Eifler die beste Gruppe des Wettkampfes gestellt hatte. [...] Am 29. Januar 1982 erhielt Herr Dr. Hans Heuser stellv. für die Einsatzgruppe vom OV-Hürtgenwald den Siegerpokal und einen Außenbordmotor für das Schlauchboot.
Interessantes aus dem In- und Ausland
Eine besondere Rolle spielt die Beteiligung des OV-Hürtgenwald bei Auslandseinsätzen des THW in den letzten 25 Jahren. So waren Helfer des OV- Hürtgenwald an den Einsätzen in Algerien 1980 und Armenien 1985 beteiligt, um Erdbebenopfer aus den Trümmern ihrer zusammengestürzten Häuser zu bergen.
Bei einem weiteren Auslandeinsatz zu Instandsetzungsarbeiten an Wasserleitungen in Beirut/ Libanon war der OV-Hürtgenwald im Jahr 1985 ebenfalls beteiligt. In den Jahren 2003/2004 nahm der Zugführer Rainer Bergs an einem gemeinsamen Ausbildungslehrgang von Technischem Hilfswerk und dem französischen Corps Mondial de Secours (CMS), entspricht ungefähr dem deutschen THW, teil. Seine Teilnahme zeigt, dass bis heute großes Interesse an internationaler Zusammenarbeit besteht.
Derzeit sind der jetzige Zugführer Dr. Christoph Heuser und der Jugendbetreuer Marco Stupp als Experten in der Auslandsdatenbank des THW registriert.
Schlusswort
Dieser Abriss zur Entstehung des Ortsverbandes Hürtgenwald ist entnommen aus einer Facharbeit des Helfers Michael Heuser aus dem Jahr 2006. Das vollständige Dokument ist in der Unterkunft hinterlegt.
Ein herzliches Dankeschön an Michael Heuser, dass wir Auszüge seiner Recherchen auf unserer Internetseite präsentieren dürfen.